Geschichte

Aufmerksam hörten die Anwesenden den Tönen zu, die aus einem Kassettenrekorder plärrten. Die Begeisterung über den vorgeschlagenen, neuen Marsch hielt sich in Grenzen, konnte man sich doch lediglich dessen erste, synthetisch erzeugte “Stimme” anhören. Trotzdem wählte eine Mehrheit diese Komposition von René Brielmann als neuen Marsch. Es war geplant, den “Let’s go”, wie er später getauft wurde, am Drummeli 1992 uraufzuführen.

Dies war an der Generalversammlung 1990. Noch ahnte niemand, dass dieser Auftritt der letzte auf der legendären Bühne des “Kiechli zwei Jahre später zu einem unvergleichlichen Erlebnis für alle Beteiligten wurde, welches unsere Clique zusammenschweissen sollte, wie kein anderes Ereignis seither.

In der Folge entschieden sich die Tambouren für einen Trommeltext, der sich zwar ziemlich schwierig anhörte, jedoch ganz einfach sei, weil alles mit rechts “abgeschlagen” werde, wie der Komponist Herbert Blaser versicherte. Die erste Lektion gab der Maestro persönlich. Mit zweieinhalb Stunden Instruktion im Gundeldinger Casino brachte Herbert die Tambouren tatsächlich soweit, dass sie den Marsch technisch richtig durchtrommeln konnten. Der Komponist erkannte immerhin seine Verse wieder.

Let’s go Originalaufnahme Drummeli 1992

Das Bühnenbild mit dem Tambourmajor als Freiheitsstatue vor der nächtlichen Skyline von Manhattan kommt auf den Fotos nur unzureichend zur Geltung; bei den Zuschauern des Drummeli löste es den Reaktionen nach zu schliessen jeweils eine grandiose Wirkung aus, noch bevor der erste Ton des Let’s go zu hören war.

Dieser war an der Première einem einzelnen, in der ersten Reihe stehenden Mitglied vorbehalten, welches nach dem Kommando des Tambourmajors eifrig sein Instrument an den Mund führte, und voller Inbrunst den ersten halben Takt blies, dies nicht unbedingt zur Freude der Tambouren, deren Eingangssolo damit überraschend von Piccoloklängen unterstützt wurde. Nach dem Auftritt wurde des Sünders Portemonnaie im “Braunen Mutz” innert kurzer Zeit erheblich erleichtert (non e Blääch voll Bier…!), und anschliessend stieg ein unvergessliches, ausgelassenes Fest bis in die Morgenstunden. Es sollte nicht das Einzige bleiben, denn der Auftritt bereitete uns selbst so viel Freude, dass es im “Mutz” Abend für Abend hoch herging.

Einige Tambouren, die in der ersten Reihe aufzutreten hatten, waren eines Abends etwas übermütig: Ein paar Minuten zu spät trudelten sie mit zerzaustem Haar, offenen Hemdkragen, hängenden Kravatten und lockeren Zungen offenbar direkt aus der Degustationshalle der Muba in der Turnhalle ein, wo sich die Clique gerade ohne die drei zum Eintrommeln und -pfeifen anschickte. Unter den gestrengen Augen des in der Zwischenzeit leider verstorbenen Tambourmajors wurden die Streiche der Undisziplinierten während dem Eintrommeln einer Prüfung unterzogen und nach einigem Zögern für ausreichend befunden. Unter den Tambouren machte sich etwas Nervosität breit. Mehr oder weniger schweigend nahm man den Weg in Richtung Elefantentreppe unter die Füsse und harrte der Dinge, die da auf der Bühne auf einen zukommen. Es waren jedoch keine Zwischenfälle zu verzeichnen. Erst nach dem Drummeli sickerte durch, dass die drei Tambouren Haaren, Hemd und Kravatte kräftig nachhalfen, vor dem Turnhalleneingang warteten, bis alle anderen Auftretenden zum Eintrommeln und -pfeifen bereit waren, und dann locker und überdreht die Turnhalle betraten. Je ein Einerli werden sie wohl doch konsumiert haben.

Langsam ging die Drummeliwoche ihrem Ende entgegen. Da kam die Idee auf, den eifrigen Pfeifer natürlich ohne vorherige Ankündigung auch den letzten Ton alleine pfeifen zu lassen, wenn er schon den ersten alleine zum Besten geben musste. So hörten die Pfeifer an der Dernière mit einer Ausnahme einen halben Takt vor dem Ende des Let’s go auf. Sogar das Lokalradio kommentierte den Alleingang ihres Kollegen im gleissenden, nur auf ihn gerichteten Scheinwerferlicht.

Licht aus, Vorhang. Ein unvergessliches Drummeli war Geschichte. Nicht jedoch der Let’s go. Er wurde unser Marsch.